Chronik

Niemals geht man so ganz...

Niemals geht man so ganz...

Dieser Tage in einem Kreuzworträtsel die Frage „Mensch im Rentenalter“, die Lösung „Senior“ - so, jetzt habe ich es schwarz auf weiß: ab 01.04.2021 bin ich also Senior. Nicht nur Rentner, nein auch Senior. Auf den „Rentner“ konnte ich mich ja seit längerer Zeit vorbereiten, aber der Senior trifft mich nun doch unvorbereitet. Aber - es ist, wie es ist. Am 01. April fängt ein neuer Lebensabschnitt an – ich muss „in Rente gehen“, meine Zeit als Arbeitnehmer ist abgelaufen. Angst habe ich davor jedoch nicht, endlich ist genug Zeit für Hobbys, Gartenarbeit, Radtouren, Treffen mit befreundeten „Senioren“ usw.
Dennoch ist der Abschied von meiner Tätigkeit im Pfarrbüro auch ein wenig schmerzlich. Seit über 32 Jahren war ich dort tätig und habe so einige Veränderungen erlebt, mitgemacht und auch mitgestalten dürfen. Drei Pfarrer waren in dieser Zeit meine Vorgesetzten. Die ersten 10 Jahre war es Pfarrer Klöpper, die nächsten 20 Jahre Pfarrer Gröne und seit 2017 nun Pfarrer Birwer. Alle drei Chefs ganz unterschiedlich, aber alle ganz wunderbar - wenn man sie zu nehmen weiß. Nicht vergessen möchte ich die vielen Vikare, die während meiner Zeit in St. Bonifatius ihren Dienst hier getan haben. Auch alles ganz unterschiedliche und vielschichtige Charaktere, aber immer eine Bereicherung der Gemeinde.
1969 habe ich meine kaufmännische Ausbildung „im Bergbau“ absolviert. Mein Berufswunsch war allerdings ein anderer: ich wollte „in die Apotheke“. Mangels Ausbildungsplatz musste ich mit meiner älteren Schwester dann also in den Bergbau. Bereut habe ich es nicht. Nach der Geburt unseres Sohnes habe ich über 13 Jahre bis zur Schließung in einer Arztpraxis gearbeitet und seit 1989 bin ich Pfarrsekretärin.

Mein erstes Büro in St. Bonifatius glich eher einem Wohnzimmer - im großen Schrank waren Unterlagen in Besteckschubladen untergebracht. Bald wurde das Büro jedoch renoviert und neu eingerichtet. 1998 dann der erste PC. Und hier bin ich immer noch unserem lieben Pastor Dr. Peter Quy dankbar für seine Hilfe. Bei jedem technischen Problem war er zur Stelle und konnte helfen. Dr. Quy war ein ausgesprochener Technikfreak und immer auf dem neuesten technischen Stand - wahrscheinlich der erste Pastor in Herne mit PC und Handy. In St. Bonifatius gab es 1999, kurz nachdem Pfarrer Gröne zu uns kam, auch das wohl erste Kirchliche Meldewesen im Dekanat.

Seit 2017 dann heißt es nicht mehr St. Bonifatius, sondern St. Dionysius. An den sperrigen Namen mussten wir uns erst gewöhnen und im Laufe der Zeit gab es so manch lustige Bezeichnungen, wie St. Dinosaurus , St. Dinosioss usw.. „Mein“ Büro löste sich, da hier das neue Pfarrbüro St. Dionysius entstand bzw. entstehen sollte, als erstes von seinerzeit 10 Pfarrbüros auf. Die Arbeit veränderte sich sehr und die Kolleginnen rückten näher. Wie schön. Wir Sekretärinnen wurden ganz schnell zu einem guten Team und ich hoffe sehr, dass der Kontakt auch nach meiner Pensionierung erhalten bleibt. Ich hätte mir gewünscht, dass noch vor meinem Ausscheiden das Pfarrbüro St. Dionysius ganz fertig wird und sich mit allen Kolleginnen füllen würde. Die zögerlichen Umbauarbeiten am neuen Büro und später auch Corona haben das jedoch verhindert. Nach Ostern soll es aber soweit sein, dass auch die oberen Räume fertig werden. Dann wird sich die Sekretariatsarbeit überwiegend auf das Pfarrbüro an der Glockenstraße konzentrieren.
Als ganz persönlichen Wunsch an die Pfarrei habe ich, dass die 10 Gemeinden nun endlich zu einer Pfarrei zusammenwachsen. Es war zwar eine Zweckehe, aber auch daraus kann Liebe entstehen. Das Wir-Gefühl muss noch mehr wachsen und wir müssen eine gute Gemeinschaft werden, auch wenn vielleicht manche Veränderung für den Einzelnen oder einzelne Gruppierungen schmerzhaft ist. Wenn die Gemeinden ihre sehr unterschiedlichen Stärken - und auch Schwächen - zusammenlegen, kann das eine wunderbare Pfarrei werden. Wir sind da schon auf einem guten Weg, aber vieles muss noch besser werden.
Lassen Sie uns das alle gemeinsam angehen, weil es nur gemeinsam gelingen kann.

Liebes Pastoralteam, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Ehrenamtliche, liebe Gemeinde, an dieser Stelle verabschiede ich mich also. Allerdings nur von meiner hauptberuflichen Arbeit im Pfarrbüro. Meine ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Pfarrei würde ich gern auch als Senior weiterhin ausüben. Deswegen: niemals geht man so ganz….
Es heißt ja auch, Abschied ist nicht das Schlimmste auf der Welt, dass man sich wieder sieht, das zählt!
Insgesamt blicke ich zufrieden und mit ein klein wenig Stolz auf 52 Berufsjahre zurück, über 32 Jahre davon im Pfarrbüro.

Für die Zusammenarbeit mit Ihnen allen - besonders aber mit den Kolleginnen im Pfarrbüro - möchte ich mich ganz herzlich bedanken, sage Tschüss, Glück auf und bis Bald - denn verabschieden bedeutet auch, sich auf die nächste Begegnung freuen.

Ihnen allen gesegnete und fröhliche Ostern!

Ihre „alte“ Pfarrsekretärin
Renate Lindfeld